Als sein Vater Artur Lauinger 1937 nach 30 Jahren Redaktionszugehörigkeit von der „Frankfurter Zeitung“ entlassen wurde, war er – so hat er selbst es vermutet – der letzte jüdische Journalist, der bis zu diesem Zeitpunkt in Deutschland noch hatte arbeiten können. Während der Novemberpogrome wurde er ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt und nur unter der Bedingung wieder frei gelassen, Deutschland zu verlassen. Im Sommer 1939 emigrierte der 60-Jährige nach London, seinen damals 20-jährigen Sohn Wolfgang ließ er in Deutschland zurück, damit dieser „dem Vaterland“ – sprich: der Wehrmacht – diene. Nach wenigen Wochen wurde Wolfgang Lauinger als „Halbjude“ aus der Wehrmacht entlassen. In Frankfurt schloss er sich einer Gruppe von Swingkids an, die sehr schnell die Aufmerksamkeit der Gestapo auf sich zog.
Doch auch nach der Befreiung war die Verfolgung für ihn nicht zu Ende. 1950 wurde er wegen des Verdachts, gegen den § 175 verstoßen zu haben, erneut verhaftet und saß noch einmal für sieben Monate in dem Gefängnis, in dem er schon in der NS-Zeit inhaftiert gewesen war.
Seine Rehabilitierung wurde im Oktober 2017 abgelehnt, weil er „nur“ in Untersuchungshaft gesessen hatte. Trotz allem: Er war und blieb „ein gewitzter Kämpfer“ (Pitt von Bebenburg), ein lebensfroher Menschenfreund. Am 5. September wäre er 100 Jahre alt geworden. Wir feiern ihn!
Im Anschluss besteht im Foyer die Möglichkeit zu Gesprächen.
mit:
Volker Beck
Frank Ebert
Helge Heynold
Marc Joliff
Jo van Nelsen
Sophie Schmidt
Christian Setzepfandt
Stephan Wuthe
Moderation:Florian Schwinn