»1968: Worauf wir stolz sein dürfen«
„Die drei Jahre zwischen 1966 und 1969 verliefen wie im Rausch, mal strahlend hell, mal im tiefsten Dunkel, euphorisch und verzweifelt, fast wie im Kino. Nur mit dem Unterschied, dass wir keine Zuschauer waren, sondern Akteure, mittendrin. Die Zeit hat uns geprägt, und wir haben die Zeit geprägt. Das gilt bis
heute. Darauf können wir und all die Millionen Menschen in Deutschland, die etwas von dem damals Erreichten verstanden haben und ihr Leben frei, bewusst, auch kritisch gestalten, stolz sein.“ (Gretchen Dutschke, in: 1968. Worauf wir stolz sein
dürfen, kursbuch.edition, 2018)
Gretchen Dutschke interpretiert die kurze Geschichte der »68er« als eine antiautoritäre Kulturrevolution, in deren Folge sich die Entwicklung hin zu einer offenen, demokratischen und
toleranten Gesellschaft in der Bundesrepublik vollzog – gegen alle Widerstände abweichender Interpretationen infolge der
Ereignisse, die zum sogenannten Deutschen Herbst führten.
Nicht zufällig erscheint zum 50-jährigen Jubiläum der 68er-Bewegung Gretchen Dutschkes bilanzierende Einordnung der Geschehnisse. Besonders berufen ist sie hierzu, weil sie nicht einfach nur die Perspektive der Zeitzeugin innehat. Als Frau des »Visionärs der Studentenrevolte«, Rudi Dutschke, vermag sie es als unmittelbar Beteiligte zu sprechen, hat sich dabei aber stets den Blick einer ursprünglich nur zum Studium aus Amerika
gekommenen Beobachterin bewahrt.
So liest sich »1968. Worauf wir stolz sein dürfen« für diejenigen, die sich aus eigener Erfahrung an die Bewegung der 68er
erinnern, wie ein aufschlussreiches Kaleidoskop des
Geschehenen. Für die Nachgeborenen verzeichnet es die
Errungenschaften dieser Kulturrevolte in Deutschland als
Narrativ deutscher Nachkriegsgeschichte, vermittelt aus einer Perspektive distanzierter Beobachtung und aktiver Teilnahme.
Den Stolz Gretchen Dutschkes, der auch Eingang in den
Untertitel des Buches fand, versteht die Autorin durchaus als Provokation. Bewusst will sie damit den Bogen zur unmittelbaren Gegenwart schlagen und sich der begrifflichen und politischen Vereinnahmung solcher tradierten, identifikatorischen Impulse entgegenstellen.
Frankfurter Immigrationsbuchmesse
Die Immigrationsbuchmesse ist in Frankfurt einzigartig. Hier kommen Autoren und Verlage mit Migrationsschwerpunkt zu Wort. Durch Lesungen, Vorträge und Musikdarbietungen sowie die Bücherschau der teilnehmenden Verlage wird die Vielfalt und Diversität der Stadt zelebriert. Die gemeinsame Sprache aller Veranstaltungen ist Deutsch.
Ziele der Frankfurter Immigrationsbuchmesse sind u.a. die
Integration der hier lebenden Menschen mit
Migrantionshintergrund, die Förderung des friedlichen
Zusammenlebens von Angehörigen der verschiedensten
Kulturen und der interkulturelle Austausch.
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Buchvorstellung im Rahmen der 8. Frankfurter Immigrationsbuchmesse mit:
Gretchen Dutschke Gretchen Dutschke, geboren 1942 in Illinois, ging 1964 zum Theologiestudium nach Deutschland, wo sie in Westberlin Rudi Dutschke traf, den sie 1966 heiratete. In der Folge des Attentats im April 1968, das Rudi Dutschke schwer verletzt überlebte, verließ die Familie Deutschland und ließ sich 1971 in Dänemark nieder.
Sie lebt heute in Berlin.
»1968:
Worauf wir stolz sein dürfen«
8. Frankfurter
Immigrationsbuchmesse