Barbie Bitch oder Schlampe?

In Australien, in den USA und inzwischen auch in Deutschland gehen Frauen als „Schlampen“ auf den sogenannten Slut Walks auf die Straße, leicht bekleidet, provokant, sexy, um für das Recht auf selbst bestimmten Umgang mit ihren Körpern und ihrer Sexualität zu demonstrieren. Vereinzelt kam es deshalb zur Kritik, die SlutWalks trügen so selbst zur Sexualisierung bei und seien eine Demo für das Recht auf Sexyness und nicht gegen Sexismus. Die Botschaft „wir haben es satt in einem System zu leben, das sexualisierte Übergriffe, Gewalt und Belästigungen verharmlost, legitimiert und den Opfern die Schuld gibt“, legt aber eine andere Sicht nahe.

Immer wieder gab es in den letzten Jahren öffentliche Debatten zur Pornographisierung der Gesellschaft, etwa anlässlich des Buches von Ariadne von Schirach „Der Tanz um die Lust“, der Bücher von Charlotte Roche und der Auftritte von Lady Bitch Ray, der Hypersexualisierung in Musikvideos bzw. der allseits präsenten pornographischen Bilder in Werbung, Kunst, Popmusik und Film.

Der Umgang mit Sex und Sexualität ist offener geworden, und sexuelle Handlungsmuster haben sich erweitert. Damit sind aber neue Zwänge einer Erfolgskultur von Schönheit und Sexyness verbunden. Und es stellt sich weiter gehend die Frage, wo zwischen medialer Sexualisierung und gesellschaftlicher Tabuisierung eigene Spielräume für Liebe, Begehren und Lust bleiben.

Andrea Roedig konstatiert, dass dem Feminismus der radikale Begriff von Sex abhanden gekommen und die Forderung nach „radical sexual politics“ in die Queer und Gender Studies abgewandert sei und plädiert dafür, über den Satz „Sexualität ist der Angelpunkt der Frauenfrage“ in einer komplexer gewordenen Lage wieder neu nachzudenken.

Ausgehend von den Slut Walks will der Ladies Lunch danach fragen, wie Frauen sich heute im Spannungsfeld von Sexualität, Sexualisierung des Alltags und Sexismus bewegen.