Corona und globale Lieferketten
Die Corona-Krise hat mit ihren Lieferausfällen und Produktionseinbrüchen erneut und drastisch deutlich gemacht, wie unübersichtlich und krisenanfällig komplexe, globale Lieferketten und Wertschöpfungsprozesse sind. Die Komplexität von Wertschöpfung hat häufig ein Ausmaß erreicht, das es immer schwieriger macht, den Wertschöpfungsprozess noch zu überblicken. Dadurch wird sowohl die Einhaltung sozialer und ökologischer Standards unmöglich, als auch die Kette für Störungen anfälliger. Aktuell zeigt sich dies exemplarisch im Textilsektor. Allein in Bangladesch wurden mehr als 1 Mill. Textilbeschäftigte entlassen und bekamen keinen Lohn für ihre Arbeit, weil produzierte Waren für europäische Textilfirmen von diesen als Folge des Lockdowns z.T. nicht abgenommen und Aufträge storniert und nicht bezahlt wurden.
Im März 2020 sollten von der Bundesregierung Eckpunkte für ein nationales Lieferkettengesetz zum Schutz der Menschenrechte vorgestellt werden. Dies wurde mit dem Verweis auf die Corona-Krise abgesagt. Auf EU-Ebene ist ein europäisches Lieferkettengesetz in Diskussion, das menschenrechtliche, soziale und ökologische Aspekte berücksichtigen soll und das sektorenübergreifend und sanktionsbewehrt sein soll.
Wo stehen wir derzeit in dieser Debatte? Welche Art von globaler Kooperation ist nötig und welche Schritte wären sinnvoll,
um globale Liefer- und Wertschöpfungsketten krisenfester und bezüglich der Einhaltung von sozialen und ökologischen Standards kontrollierbarer zu machen? Wie können wir sicherstellen, dass die Kosten der Krise fair verteilt werden?