In den gegenwärtigen Krisen- und Umbruchzeiten brauchen wir sie besonders dringend: Stimmen, die die aktuellen Ereignisse interpretieren und in einen größeren Zusammenhang einordnen, kritisch Engagierte, die Wissen und Sachkenntnis mit Orientierungsmaßstäben verbinden und die mit Leidenschaft gesellschaftlich intervenieren, öffentlich Agierende, die einen Spürsinn für Relevanz haben und die Kraft, einen Fokus zu bilden.
In Deutschland prägte vor allem die Figur des Schriftstellers als politisch-moralische Instanz lange Zeit das Bild des öffentlichen Intellektuellen. Heinrich Böll war dafür ein Beispiel, ein Moralist, der die Zumutung „Gewissen der Nation“ zu sein, immer zurückgewiesen hat. Mit dem Brüchig werden der Idee von einem universellen Subjekt, mit dem Ende der großen Utopien und mit dem Strukturwandel der Öffentlichkeit hat sich die Figur und die Rolle von öffentlichen Intellektuellen verändert.
Heinrich Böll hat als Schriftsteller und Intellektueller vielfach öffentlich interveniert. Wie kann eine öffentliche Intervention heute, unter den Bedingungen von wissenschaftlicher Spezialisierung, von zunehmender Komplexität und Unübersichtlichkeit und von fragmentierten Öffentlichkeiten aussehen?
Teilnehmer:
Vortrag:
Ellen Ueberschär Vorstand der Heinrich Böll Stiftung
Podium:Jutta Ebeling ehemalige Bürgermeisterin, Frankfurt/Main
Martin Saar Professor für Sozialphilosophie, Goethe-Universität Frankfurt
Feridun Zaimoglu Schriftsteller und Maler, Kiel
Moderator:Carlos Becker Goethe-Universität Frankfurt/Main, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung Hessen