Systemrelevant und schlecht bezahlt: Pflege- und Sorgearbeit im Kontext der Corona-Krise
Die Corona-Krise hat drastisch deutlich gemacht, wie systemrelevant Pflege- und Sorgetätigkeiten für das Funktionieren einer Gesellschaft sind. Der Beifall für Pflegekräfte und Verkäuferinnen ist inzwischen verklungen. Es bleibt aber umso dringlicher die Frage, ob diese Erfahrungen in der Krise endlich zu einer besseren Bezahlung und zu besseren Arbeitsbedingungen professioneller Sorgearbeit führen.
Welche Bewertungsmaßstäbe liegen überhaupt der Entlohnung bestimmter Tätigkeiten zugrunde? Wie geschlechtsneutral oder wie geschlechterdiskriminierend sind diese? Eine Studie des Instituts Arbeit und Qualifikation IAQ hat 2018 zum ersten Mal einen geschlechtsneutralen Maßstab für gleichwertige Berufsgruppen vorgelegt und errechnet, dass Fachkräfte in der Krankenpflege oder in Kitas entsprechend ihrer Anforderungen und Belastungen wie Elektrotechnik-Ingenieure bewertet und bezahlt werden müssten. Wie kommen wir also zu einer gerechten Bewertung und Wertschätzung professioneller Sorgearbeit? Und warum ist es so schwierig, Verbesserungen zu erreichen, obwohl den meisten bewusst ist, dass hier dringend etwas passieren muss?
Im Bereich der unbezahlten Sorgearbeit hat alarmiert, dass in der Corona-Krise Frauen die Hauptlast der Folgen von Schul- und Kitaschließungen zu tragen hatten und haben. Dies hat in vielen Fällen dazu geführt, dass Frauen beruflich „zurückgesteckt“ haben, sei es, dass sie ihre Erwerbsarbeitszeit reduzieren mussten und damit weniger Einkommen (und später Rente) erzielen, sei es, dass sie im Bereich wissenschaftlicher Publikationen zurückgefallen sind – ebenfalls mit langfristigen Folgen.
Was also ist zu tun, um diese Nachteile auszugleichen und zukünftig zu verhindern, dass solche Krisen zu einer Retraditionalisierung von Geschlechtsrollen beitragen oder Frauen beruflich zurückwerfen?