Geschlechtergewalt. Materialistisch-feministische Staatstheorie als Analyseperspektive Titlebild

Geschlechtergewalt. Materialistisch-feministische Staatstheorie als Analyseperspektive

25.01.2023, Frankfurt/Main

Theorizing Gender(ed) Violence. Zur Aktualität geschlechtsbezogener Gewalt

Gewalt gegen Frauen, Mädchen und dissidente Körper wurde in den letzten Jahren zu einem zentralen politischen Thema feministischer Bewegungen rund um den Globus. Unter dem Hashtag MeToo und dem Slogan ‚Ni una menos‘ prangerten Zigtausende den Fortbestand geschlechtsbezogener Gewalt an. Vor allem feministische Bewegungen in den Amerikas haben die Frage der Gewalt angesichts drastischer Zahlen von sexuell-sexualisierter Gewalt und Morden an Frauen und trans*Personen in den Mittelpunkt ihrer Mobilisierungen gestellt und auch begrifflich neu zu bearbeiten versucht.

Diese Proteste und ihre gesellschaftliche Resonanz verdeutlichen die Bedeutung eines Themas, das in den Anfängen der Frauen- und Geschlechterforschung im Zentrum der wissenschaftlichen Debatten stand, in den letzten Dekaden jedoch in ebendiesen in den Hintergrund gerückt ist. Zahlreiche Autor*innen und Forscher*innen haben sich in den 1960er bis 1980er Jahren mit der strukturellen Bedeutung und Funktion von geschlechtsbezogener Gewalt auseinandergesetzt. Einige Vorträge sind auch in der Woche nach dem angekündigten Vortragsdatum auf der CGC Webseite und dem CGC YouTube-Kanal verfügbar.

Der Eintritt ist frei!

Hier geht es zum Download des Programmheftes.

Geschlechtergewalt. Materialistisch-feministische Staatstheorie als Analyseperspektive

Zwar haben sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten die gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse in Europa gewandelt, so dass die Unantastbarkeit männlich-sexueller Hegemonie und Gewalt gegen Frauen rechtlich sanktionierbar wurde, doch sind diese staatlichen Regulierungen von Geschlechtergewalt nach wie vor ambivalent und fragil.

Die Perspektive einer feministisch-materialistischen Staatstheorie ermöglicht zum einen die Problematisierung der öffentlich-staatlichen Vernachlässigung geschlechtsbezogener und sexualisierter Gewalt wie zum anderen die Kritik staatszentrierter ‚Lösungen’ oder die Instrumentalisierung von geschlechtsbasierter Gewalt, z.B. in der Mobilisierung gegen Migrant*innen. Ein feministisch-materialistisches Staatskonzept leuchtet die Komplexität von staatlich institutionalisierten Gewaltstrukturen aus, gründet doch beispielsweise staatlich institutionalisierte Zweigeschlechtlichkeit in einer historischen Tradition physischer Gewaltsamkeit.

Darüber hinaus kann damit die Intersektionalität von Gewaltverhältnissen im staatlichen Feld sichtbar und kritisierbar gemacht werden, denn eine solch kritische Perspektive begreift Staatlichkeit als Arena von Geschlechterkonflikten und -auseinandersetzungen und eröffnet die Möglichkeit, Mechanismen der Konstruktion und der wechselseitigen Hervorbringung von Geschlechterverhältnissen und Identitäten, von Diskursen und staatlichen Institutionen sichtbar und analysierbar machen.

Vorlesung mit:

Birgit Sauer Professorin für Politikwissenschaft an der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Wien

Geschlechtergewalt. Materialistisch-feministische Staatstheorie als Analyseperspektive
Vorlesung
Mittwoch, 25. Januar 2023, 18:00 Uhr
Goethe-Universität Campus Westend, PEG-Gebäude, Raum 1.G 191
Kooperationspartner
Cornelia Goethe Centrum, GRADE Center Gender, Gleichstellungsbüro, Gleichstellungsrat Fachbereich 03, Goethe-Universität Frankfurt a. M.