Am 31.03.2023 wird zum 14. Mal der International Transgender Day of Visibility gefeiert. Dieser Tag soll nicht nur Aufmerksamkeit für die vielfältigen Diskriminierungen und Gewalttaten gegen trans* Personen schaffen und aufrechterhalten, sondern auch ihren Beitrag zur Gesellschaft würdigen. In den vergangenen Jahren sind transgeschlechtliche Menschen in den Medien, in der Kultur, im Sport, und in der Politik international immer sichtbarer geworden.
Die rechtliche Anerkennung und gesellschaftliche Gleichstellung von trans* Personen bleibt jedoch in noch zu vielen Ländern weit hinter den im Geiste eines umfassenden Verständnisses von Menschenrechten gebotenen Regelungen und Garantien zurück und ist weiterhin Gegenstand kontroverser Diskussionen. In Deutschland debattiert der Bundestag immerhin nun ein Selbstbestimmungsgesetz. Auf der anderen Seite nehmen weltweit Diskriminierungen, Anfeindungen und Gewalttaten an trans* Personen zu – 2020 waren es 350 Morde, 2021 375. 70% aller Morde werden in Süd- und Mittelamerika begangen.
Instrumentalisierte Diskurse von trans* als „Trend“ oder von einer sogenannten „Trans*-Ideologie“ schüren gezielt Hass und Ängste in der sogenannten „Mehrheitsgesellschaft“ und schaffen bewusst absurde Bedrohungsszenarien. Dass dieser Hass tödlich enden kann, hat der Angriff auf einen 25-jährigen trans Mann beim diesjährigen Christopher Street Day in Münster gezeigt.
Hass auf Personen, die nicht in vorgegebene gesellschaftliche Normen passen, sind dabei das Kernelement der Mobilisierungsstrategien und -fähigkeiten rechter Bewegungen weltweit. Sie instrumentalisieren dabei trans* Personen als Sündenböcke, fabulieren in diesem Zusammenhang von einem vermeintlichen gesellschaftlichen Werteverfall und diskreditieren die Einforderung von Menschenrechten und rechtlichen Garantien für trans* Personen als eine Gefahr für die Demokratie.
Der Diskurs um „nur zwei Geschlechter“ zeigt, wie eng antidemokratische Haltungen, Antifeminismus und Transfeindlichkeit verschränkt sind und sich auch auf sozialen Plattformen in zum Teil absurd anmutenden Überschneidungen und Allianzen gegenseitig befeuern. In der Transmisogynie richten sich gezielter Ausschluss und Gewalt überproportional gegen trans Frauen: Eine Abwertung von Weiblichkeit und Transgeschlechtlichkeit erfahren sie hierbei aber nicht nur durch Antifeminist*innen, sondern auch von einigen traditionalistischen feministischen Akteur*innen. Die von rechts zum Teil bewusst geförderte Vereinnahmung und Fragmentierung der feministischen Diskurse und Bewegungen erhöht die Gefahr erheblich, dass antifeministische und antidemokratische Akteur*innen die Diskursräume einnehmen und bestimmen.
Folgende und weitere Fragen wollen wir in der 15. Ausgabe von Böll Global diskutieren:- Gibt es beobachtbare globale Trends in der Verbreitung von Hasskriminalität und Transfeindlichkeit?
- Wie instrumentalisieren rechte Bewegungen diese?
- Sind transausschließende feministische Bewegungen noch feministisch?
- Gibt es politische und zivilgesellschaftliche Gegenstrategien?
- Wo werden feministische Kämpfe um Rechte von cis und trans Personen erfolgreich zusammengebracht und Allianzen gegen rechts geschmiedet?
Zur Anmeldung
Diskussion mit:
Tessa Ganserer Bundestagsabgeordnete für Bündnis 90/Die Grünen
Jovan Džoli Ulićević Geschäftsführer von Asocijacija Spektra, Montenegro
Naureen Shameem Geschäftsführerin von Noor
Lina Cuellar Direktorin von Sentiido, Kolumbien
Moderation:Jana Prosinger Büroleiterin Global Unit for Feminism and Genderdemocracy, Heinrich-Böll-Stiftung