goEast> 2023

In diesem Jahr präsentiert goEast zu Ehren der bedeutenden Filmemacherin Jasmila Žbanić eine umfassende Retrospektive ihrer Werke. 2023 haben goEast- Festivalbesucher:innen nicht nur die Möglichkeit, einen Einblick in die umfangreiche Werkauswahl der zahlreichen, international preisgekrönten Filmen zu bekommen, sondern auch Jasmila Žbanić vor Ort in Wiesbaden zu treffen. Im traditionellen goEast-Werkstattgespräch befragt Borjana Gaković die bedeutende Filmemacherin aus Bosnien und Herzegowina, zu ihrem Schaffen innerhalb einer männerdominierten Filmszene, zu ihrer Auseinandersetzung mit dem Bosnienkrieg der 1990er-Jahre sowie den daraus resultierenden essenziellen gesellschaftspolitischen Themen. Das Gespräch wird im Museum Wiesbaden am Montag den 1. Mai um 18 Uhr stattfinden.

Jasmila Žbanić gehört zweifelsohne zu den wichtigsten Filmschaffenden Bosnien Herzegowinas. Die internationale Öffentlichkeit dürfte bereits 2000 auf die Ausnahmeregisseurin aufmerksam geworden sein, als sie ihren Dokumentarfilm ROTE GUMMISTIEFEL im Berlinale-Forum präsentierte. Žbanić zeigt schonungslos nicht nur das unglaubliche, unvorstellbare Trauma der bosnischen Nachkriegsgesellschaft, vielmehr ist es ihre Stärke, die sie zur unermüdlichen Friedensbotschafterin auszeichnet. Sie recherchiert ihre Stoffe akribisch genau und ihr Ziel ist die Aufdeckung und öffentliche Wahrnehmung von Verbrechen und denen, die dafür verantwortlich sind.

Mit ihrem Spielfilmdebüt ESMAS GEHEIMNIS (2006) gelang ihr internationaler Durchbruch. Und spätestens mit der Komödie INSEL DER LIEBE (2010) beweist die talentierte Filmemacherin, dass sie durchaus auch in unterschiedlichen Genres und Gattungen zu Hause ist. Hier wird auch noch eine weitere Facette in der Filmarbeit als Engagement deutlich – Žbanićs unbestrittenes Bekenntnis zum Feminismus. Sie hat oft betont, dass sie ohne weibliche Vorbilder ihr Fach erlernen musste und dass sie durchaus mit Lehrern zu tun hatte, die ihr zu vermitteln versuchten, die Regiearbeit sei nichts für Frauen. Aber sie hat ihre Wege gefunden und spätestens nach ihrem internationalen Durchbruch Netzwerke gebildet, die feministische Vermittlungsarbeit als klaren Auftrag ihrer filmischen Praxis versteht.