Die 16-jährige Protagonistin Gülay wehrt sich gegen alle Schubladen. Sie fühlt sich überall eingeengt: Im kleinbürgerlichen Elternhaus, im genormten Schulsystem und in Deutschland mit seinem politischen Klima, das jemanden wie sie zur Fremden erklärt. Zwischen Schulabbruch und erstem Sex, zwischen Berlin und Istanbul, zwischen religiöser Freundin und wilder Cousine sucht sie ihren Weg. Sie verknallt sich in Hacke und erkennt zu spät, dass sein Rassismus nicht nur Fassade ist, sondern zu echter Gewalt führt.
Im Jugendroman Kalter Hund (2021) treffen zahlreiche unterschiedliche Lebenswelten, Lebensentwürfe und Rollenmuster oder auch adoleszente Lifestyles aufeinander. Der Roman konfrontiert die Leser*innen selbst mit vorherrschenden Stereotypen über postmigrantische Jugendliche und im Umgang mit Neo-Nazis.
Türkân Kanbıçak war beim Schreiben des Romans für die Autorin Eva Lezzi eine zentrale Gesprächspartnerin, über die sie viel über türkisch-deutsche und türkische Communities erfahren hat.
Schreiben bedeutet Eva Lezzi immer auch Grenzüberschreitung und Empathie in anderen Lebenswelten. Zugleich ist sie aufgrund der eigenen jüdischen Familienbiographie persönlich mit zahlreichen (post-)migrantischen Kontexten vertraut. Neben der Auseinandersetzung mit der Erzählung diskutieren die Autorin, Eva Lezzi, und die Erziehungswissenschaftlerin, Türkan Kanbicak, die tatsächlichen Lebenswelten von Jugendlichen aus postmigrantischen und rechtsextremistischen sub-Milieus: Wo liegt in der künstlerischen Arbeit der Unterschied zwischen Empathie und kultureller Aneignung? Welche Allianzen schmieden wir als jüdische und muslimische Autorinnen und Intellektuelle – gerade auch heute?
Lesung und Diskussion mit:
Eva Lezzi Autorin
Türkân Kanbıçak Sozialwissenschaftlerin