Ausgehend von den Tagebüchern, die Luciana Castellina, legendäre Mitgründerin der Zeitung il manifesto, als junges Mädchen geschrieben hat, erzählt »Die Entdeckung der Welt« von ihrem politischen Erwachen als Teenager im faschistischen Italien: von dem Tag an, als sie am 25. Juli 1943 das Tennisspiel mit ihrer Klassenkameradin Anna Maria Mussolini unterbrechen musste, weil der Duce, Anna Marias Vater, in Rom gerade verhaftet worden war, über den Zusammenbruch des Regimes bis hin zu ihrem Eintritt in die Kommunistische Partei Italiens 1947. »Die Entdeckung der Welt« ist ein Buch über Krieg, Antisemitismus, Antifaschismus, Widerstand, den Glauben an soziale Gerechtigkeit, den Hunger nach Erfahrungen; über Reisen, Kino, französische Intellektuelle und FIAT-Arbeiter, internationale Diplomatie und Freundschaft. Luciana Castellinas Buch ist das Zeugnis einer jungen Frau im Aufbruch, in einer Zeit, in der nach dem Faschismus und der Shoa auch die europäischen Gesellschaften neu aufbrechen mussten. Anhand ihrer Lebensgeschichte stellt sie die Frage, warum dieser Aufbruch zu scheitern droht.
Der Philosoph Thomas Seibert diskutiert darüber mit Luciana Castellina und Daniel Cohn-Bendit, damaliger Sprecher des 68er-Aufbruchs und politisch Mitwirkender des heutigen Europas.
Luciana Castellina, geboren 1929, ist Journalistin und Schriftstellerin, Mitgründerin der Zeitung il manifesto, aber vor allem kämpferische Politikerin und seit den 1960er-Jahren eine der führenden Persönlichkeiten der italienischen Linken. Mit »Die Entdeckung der Welt« war sie 2011 in Italien für den Literaturpreis Strega nominiert.
Daniel Cohn-Bendit war von 1994 bis 2014 Mitglied im Europäischen Parlament. Ab 2002 war er dort Co-Vorsitzender der Fraktion der Grünen / Europäische Freie Allianz. Er kandidierte abwechselnd für die deutschen Grünen und die französischen Les Verts bzw. Europe Écologie-Les Verts. Er ist Autor zahlreicher politischer Beiträge und Bücher.
Thomas Seibert ist Aktivist, Philosoph und Autor. Er arbeitet als Referent im Bereich Südasien für medico international und Vorstandssprecher des Instituts Solidarische Moderne.
kein Europa?