ZUR AUSSTELLUNG “GENERATION EINSKOMMAFÜNF”
Generation Einskommafünf – Das sind die Kinder der sogenannten “Gastarbeiter”, deren Eltern ab Anfang der 60er Jahre aus der Türkei nach Deutschland kamen. Das erste Anwerbeabkommen schloss den Familiennachzug ausdrücklich aus. Die Kinder der Arbeitsmigrant*innen wuchsen zunächst bei Familienangehörigen, bei Omas und Opas, Tanten und Onkeln in der Türkei auf. Welche Folgen hatten diese Arrangements für die Betroffenen? Welche Nachwirkungen bleiben bis heute?
Vom Weggehen, Zurückgelassenwerden und Nicht-Ankommen-Können: In der Installation der Frankfurter Künstlerin Olcay Acet erzählen Angehörige der Generation Einskommafünf ihre Geschichten. „Generation Einskommafünf“: Das ist eine intensive Begegnung mit verschiedenen Perspektiven auf einen oft vernachlässigten Aspekt deutscher Migrationsgeschichte(n).
KOFFERKINDER.
ZURÜCKGELASSEN IN DER TÜRKEI
“Wir haben sie Mama und Vater genannt, aber wir waren uns fremd.” Bilge Toyran war zweieinhalb Jahre alt, als ihre Eltern nach Berlin zogen und sie mit ihrer Schwester in Istanbul zurück ließen.
“Es ist schwer, ohne Eltern aufzuwachsen. Wir waren nicht liebelos, aber die Mutter- und Vaterliebe, die fehlte.” Zehn Jahre lang lebte Ayhan Zeytin getrennt von Mutter und Vater in einem kleinen türkischen Dorf.
Die drei Gastarbeiterkinder sind die Hauptprotagonisten der Dokumentation und brechen in diesem Film als Erwachsene das Schweigen über ihre schmerzhaften Kindheitserfahrungen. Fast jede türkische Familie, die heute in Deutschland lebt, ist betroffen. Denn der Nachzug von Familienangehörigen war im 1961 geschlossenen Anwerbeankommen zwischen Deutschland und der Türkei zunächst ausdrücklich ausgeschlossen worden. Erst Jahre später durften auch Familienangehörige nachkommen. Dann verschärfte der Anwerbestopp von 1973 die Situation der Kinder. Die gerade in Deutschland halbwegs heimisch gewordenen Jugendlichen mussten nun wieder die Koffer packen und mit der ganzen Familie zurück in die fremd gewordene Türkei.
Die Autorin Anke Kültür begleitet Ayhan Zeytin auf seiner Reise von Delmenhorst ins türkische Dorf zu seinen Eltern, trifft Bilge Toyran mit ihren Söhnen in Berlin und lernt das Leben der Schriftstellerin Menekşe Toprak zwischen Istanbul und Berlin kennen. Nur in einem Fall sprechen die Eltern mit ihren nunmehr erwachsenen Kindern und vor der Kamera – über ihre Beweggründe von damals und ihre Schuldgefühle von heute.
Der Filmabend findet im Rahmen des 15. Türkischen Filmfestivals statt.
Donnerstag, 12.11.2015, 19:00 Uhr
Performance „Generation Einskommafünf“
Kuratorin Olcay Acet gehört selbst zur Generation Einskommafünf und stellt sich den Fragen des Publikums zu ihrer eigenen Migrationsgeschichte.
Mit dabei: Kamera, Fernsehgeräte und ein leerer Stuhl.
Öffnungszeiten der Ausstellung:
Vom 24.9.2015 bis zum 20.12.2015: Dienstag bis Freitag 10.00 – 17.00 Uhr; Sonntag 12:00 bis 18:00 Uhr
Der Eintritt zur Ausstellung und zu den Veranstaltungen ist frei.
Film und Gespräch mit:
Anke Kültür Regisseurin
Gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Programms Demokratie leben!