Die Ökonomisierung der Wissenschaft hat viele unterschiedliche Facetten, die langfristig eine Transformation der Wissenschaftskultur(en) zur Folge haben.
Fragen der Finanzierung, der Legitimierung der Forschung und der Verwertung der Ergebnisse stellen sich ebenso wie die Frage nach dem eigenen Auskommen in einer zunehmend unterfinanzierten und konkurrenzgetriebenen Umgebung. Die Debatte geht dabei weit über die Frage der gerechten Verteilung von Steuermitteln hinaus.
Wie verschieben sich in einer Zeit knapper Ressourcen Forschungsschwerpunkte? Wem gehört das an Universitäten erforschte Wissen? Wem ist es zugänglich oder wem soll es zugänglich gemacht werden? Und wie verändert sich die gesamte Hochschullandschaft, wenn Universitäten immer stärker von Drittmitteln und prestigeträchtigen Exzellenzprojekten abhängen?
Diese und ähnliche Fragen sollen auf dem Symposium diskutiert werden.
Die Podiumsdiskussion am Freitag, 27.1.2017, 18.00 Uhr, und die Keynote am Samstag, 28.1.2017, 19.00 Uhr sind öffentlich und finden in Gebäude 4 statt. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.
Für die Workshops und das World Café Breakfast ist eine Anmeldung erforderlich. Der Teilnahmebeitrag beträgt 18,00€ für das gesamte Symposium.
Anmeldung (bis 22.Januar 2017):
www.forschen-verantworten.de/symposium2017
Mail: anmeldung@forschen-verantworten.de
Programm
Freitag, 27. Januar 2017
17:00 Uhr Einlass
18:00 bis 21:00 Uhr
Wissenschaft zwischen öffentlicher Verantwortung und Ökonomisierungsdruck
Die öffentliche Podiumsdiskussion nähert sich aus unterschiedlichen Perspektiven dem Problemspektrum des Symposiums und stellt kontroverse Positionen zur Diskussion.
MIT:
Uwe Haug Mitglied der Geschäftsleitung, Steinbeis-Stiftung, Steinbeis GmbH & Co. KG für Technologietransfer
Ulrich Schrader Vizepräsident für Wissenschaftliche Infrastruktur, Forschung und IT der Frankfurt University of Applied Sciences
Stefan Selke Forschungsprofessor „Transformative & Öffentliche Wissenschaft“, Hochschule Furtwangen
Dagmar Simon Leiterin der Forschungsgruppe Wissenschaftspolitik am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB)
Greta Wagner Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie der Goethe-Universität Frankfurt/Main
Samstag, 28. Januar 2017
10:00 bis 12:00 Uhr
ACHTUNG: Der vorgesehene Vortrag “Akademischer Kapitalismus? Wandel von Wissenschaft durch ökonomische Verflechtungen” muss krankheitsbedingt leider ausfallen
Die angemeldeten Teilnehmer*innen des Symposiums haben stattdessen Gelegenheit, einen schriftlichen Beitrag zu diskutieren, den uns der leider erkrankte Referent Prof. Dr. Stefan Böschen zur Verfügung gestellt hat.
In den vergangenen 20 Jahren mehren sich prominente Analysen zur Ökonomisierung von Wissenschaft. Unbestreitbar zeigen sich vielfältige Phänomene, welche die Verflechtung von Wissenschaft und Ökonomie belegen, angefangen von dem Leitbild ökonomisch verwertbarer Forschung (unter dem Eindruck wissensökonomischer Konkurrenz), über Praktiken des ökonomischen Verwertens von Forschung (etwa durch Transferstellen) bis hin zur Verbetriebswirtschaftlichung von Hochschulen (etwa durch die leistungsabhängige Mittelvergabe). Aber wie lassen sich diese unterschiedlichen Phänomene begreifen? Stefan Böschen vertritt die These, dass die Vielfalt dieser Phänomene nur unzureichend als Ökonomisierung von Wissenschaft beschrieben und verstanden werden kann, dass vielmehr das zeitgleiche Zusammenspiel von Politisierung, Medialisierung und Ökonomisierung für die dynamische Umstrukturierung sorgt.
12:00 – 12:30 Uhr Anmeldung für die Workshops
12:30 – 14:00 Uhr Mittagspause
14:00 – 17:30 Uhr
Parallel stattfindende Workshops
1. Gekaufte Wissenschaft? mit Christopher Bohlens
2. Prekäre Arbeitsverhältnisse in der Wissenschaft mit Tobias Cepok
3. Transformation der Hochschule mit Britta Leusing
4. Immaterialgüter- und Urheberrecht mit Michael Neumann
5. Forschungsgruppen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft mit Anna Schleisiek
Die Workshops finden in Gebäude 2 statt.
19:00 bis 21:30 Uhr
Die Ökonomisierung von Wissenschaft (Keynote)
Aufgrund verschiedener Entwicklungen ist wissenschaftliche Forschung heute oft abhängig von der Unterstützung privatwirtschaftlicher Förderer, die mit ihrer Förderung mehr oder weniger klare ökonomische Erwartungen verbinden. Die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung werden immer häufiger als geistiges Eigentum reklamiert und damit marktwirtschaftlichen Gesetzen unterworfen. Solche Tendenzen sind immer wieder Anlass für Bedenken und Kritik. Ziel dieses Vortrags ist es, einige mögliche Probleme, die infolge der Ökonomisierung von Wissenschaft auftreten könnten, genauer zu betrachten und sie aus wissenschaftstheoretischer Sicht sowie teilweise mit Hilfe historischer und aktueller Beispiele zu analysieren. Die Keynote konzentriert sich dabei schwerpunktmäßig auf drei mögliche Kritiken: erstens, dass das Vermögen der Wissenschaften, interessantes, neuartiges Wissen hervorzubringen, durch Ökonomisierungsprozesse beeinträchtigt werde; zweitens, dass die Wissenschaften ihre Unparteilichkeit verlören; und drittens, dass der Erkenntnisprozess behindert werde, wenn Wissen von einem Allgemeingut zu geschütztem Eigentum wird.
MIT:
Torsten Wilholt Professor für Philosophie und Geschichte der Naturwissenschaften, Leibniz Universität Hannover
10:00 Uhr
World Café Breakfast zur Universität der Zukunft
Nach dem Problemaufriss am Freitag und der Problemvertiefung am Samstag, sollen am Sonntag Lösungsansätze und bereits bestehende Initiativen aufgezeigt werden. In lockerer Atmosphäre findet ein Austausch mit den eingeladenen Aktivist*innen und den vertretenen Initiativen statt, der auch Vernetzung mit den Projekten und untereinander ermöglichen soll.
Das World Café Breakfast findet im Café des DGB-Jugendclubs, Wilhelm-Leuschner-Str. 69-77, Frankfurt/Main statt.
MIT:
André Maia Chagas Gründer einer wissenschaftlichen open source Plattform mit offen zugänglicher wissenschaftlicher Software/Hardware/Wetware
Prateek Mahalwar ehem. open access Botschafter und Sprecher des MPI PhDnet, der daran beteiligt war, Stipendien für Promovierende in Verträge umzuwandeln
chronically academic ein Netzwerk von Akademiker_innen mit Behinderung und chronischer Krankheit
Equal Opportunity PhDnet das Netzwerk der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung von Diversität
AK Zivilklausel ein Arbeitskreis zur kritischen Diskussion militärischer Forschung an öffentlichen Universitäten
Anja Wolde Leiterin des Gleichstellungsbüros, Goethe-Universität Frankfurt
Justus Lentsch Abteilungsleiter „Forschung und Nachwuchs“, Goethe-Universität Frankfurt