Lange Zeit wurde die deutsche Kolonialherrschaft nicht aufgearbeitet und thematisiert, weil sie im Vergleich zu der französischen und britischen Herrschaft nicht als relevant angesehen wurde. Nach dem Ende der Kolonialzeit 1914 wurde davon ausgegangen, dass sich ebenfalls koloniale Strukturen aufgelöst haben. Doch koloniale Denkmuster haben sich in unserer Gesellschaft manifestiert und wirken bis heute fort. Die Aufarbeitung postkolonialer Strukturen gibt uns Aufschluss über die globalen Ungleichheitsstrukturen und den Ursprung rassistischer Ideologien. Für die Aufarbeitung ist es wichtig, die Beziehung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufzuzeigen. Postkoloniale Spuren lassen sich überall erkennen, weshalb wir eine Aufarbeitung auch auf regionaler Ebene anstreben sollten.
Aus dieser Motivation heraus ist das studentische Projektseminar „Postkolonialismus in Fulda“ entstanden, in dem ein Stadtrundgang konzipiert wurde. In diesem soll die deutsche und Fuldaer Kolonialgeschichte aufgearbeitet werden und gemeinsam über postkoloniale Kontinuitäten und rassistische Strukturen reflektiert werden. Durch die Stadtführung wollen wir Zusammenhänge zwischen Kolonialismus und Postkolonialismus aufzeigen und diese im eigenen Leben und in Fulda sichtbar machen.