Vor 25 Jahren, am 4. Juni 1989, wurde in Peking die Demokratiebewegung blutig niedergeschlagen. Das scheint in weiter Ferne zu liegen, denn heute erscheint das chinesische Entwicklungsmodell aufgrund seiner Erfolge (Wachstumsraten, Steigerung des Lebensstandards) vielen Menschen als attraktive Alternative zum westlichen, demokratisch geprägten Kapitalismus – zumal in Krisenzeiten wie diesen. Dass es sich hier um eine ultraliberale Marktwirtschaft ohne soziale Sicherungssysteme gepaart mit einer politischen Ein-Parteien-Diktatur handelt, wird dabei gerne übersehen.
Auch im aktuellen Konflikt um die Ukraine äußern viele Menschen ihr Verständnis für den „lupenreinen Demokraten“ Putin und die imperialen Interessen Russlands. Das demokratische Selbstbestimmungsrecht der ukrainischen Bevölkerung hingegen scheint in den Augen vieler BürgerInnen eine vernachlässigenswerte Größe darzustellen.
Wie also kommt es, dass hierzulande so viel Verständnis für Regime geäußert wird, in denen die meisten WesteuropäerInnen wohl kaum leben und arbeiten möchten? Ist eine Diktatur unserem System wirklich überlegen? Gibt es eine Sehnsucht in Demokratien nach Unfreiheit und Fremdbestimmung?
Diskussionsveranstaltung mit:
Gerd Koenen Historiker und Publizist, Frankfurt/Main
Kai Struve Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für osteuropäische Geschichte, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Bruno Schoch Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), Frankfurt/Main
Diktatur?