(Um)Steuern
Verteilungsfragen haben in den steuer- und sozialpolitischen Debatten inzwischen wieder an Bedeutung gewonnen. Auf der einen Seite haben sich die Einkommen aus Erwerbsarbeit und vor allem aus Vermögen zunehmend auseinanderentwickelt. Auf der anderen Seite ist die Umverteilungswirkung von Steuern und sozialen Sicherungssystemen geringer geworden und bremst dieses Auseinanderdriften weniger ab.Diese wachsende Ungleichverteilung droht sowohl die Start- und Teilhabechancen von einkommensschwachen und vermögensarmen Bevölkerungsteilen zu behindern als auch die wirtschaftliche Dynamik zu gefährden und Fehlinvestitionen und Preisblasen zu begünstigen.
Von daher stellt sich die Frage, wie die zunehmende Spaltung in arm und reich aufgehalten und Einkommen und Vermögen gerechter verteilt werden können. Dabei ist die Steuerpolitik nicht das einzige Feld für Reformen, soll aber hier im Vordergrund stehen.
Die aktuellen Kontroversen um die Reform der Erbschaftssteuer – „Viel Lärm um fast nichts“ titelte ntv den im Vermittlungsausschuss erzielten Kompromiss zur Erbschaftssteuer -, unterschiedliche Vorstellungen zu Spitzensteuersätzen, Vermögenssteuern, steuerlicher Gleichbehandlung aller Einkommensarten oder auch zu Steuerentlastungen spielen in der Debatte eine Rolle.
Welche Maßnahmen haben welche Wirkung, welche sind sinnvoll, welche sind durchsetzbar?
Zur Reihe: Böll Economics
Das Interesse an grundlegenden ökonomischen und finanzwirtschaftlichen Fragen ist seit der Finanzmarktkrise deutlich gestiegen. Die Reihe Böll Economics bietet die Gelegenheit, in überschaubarer Runde mit jeweils ein bis maximal zwei ExpertInnen intensiver ins Gespräch zu kommen. Der Themenschwerpunkt im Jahr 2016 liegt bei Fragen der Vermögens- und Einkommensverteilung und möglichen Schlussfolgerungen für eine gerechte Steuerpolitik.
Diskussion mit:
Markus M. Grabka Senior researcher, Sozio-ökonomisches Panel (SOEP), Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin. Er war an allen fünf Armuts- und Reichtumsberichten der Bundesregierung beratend beteiligt.
Wolfgang Strengmann-Kuhn MdB und sozialpolitischer Sprecher der grünen Bundestagsfraktion