Strom kommt aus der Steckdose und Erdgas aus der Röhre. Spätestens seit dem russischen Überfall auf die Ukraine ist deutlich geworden, in welche fatale Abhängigkeit sich die Europäische Union, besonders aber die Bundesrepublik, von Russland als Energieversorger begeben hat. Seitdem sind die Bemühungen allerorten deutlich spürbar, die Versorgung mit Gas, Öl und Kohle anders zu organisieren, um die Abhängigkeit von Russland zu reduzieren bzw. vollständig zu überwinden. Dass wir auch von russischem Uran abhängig waren, wird oft noch vergessen. Diese allgemeine Zielsetzung stößt hierzulande und europaweit auf eine breite Zustimmung. So weit, so gut.
Zugleich gilt es die immer dringlicher werdenden Klimaziele zu erreichen. Klar doch, umfassende Umsetzung von Energieeffizienz, Ausbau von Windenergie und Solarenergie. Aber was ist wenn, Wind und Sonne zeitweilig nicht liefern. Mit welchem Gas werden die Reservekraftwerke betrieben? Ziehen die einen aus der schwierigen Lage den eigentlich auf der Hand liegenden Schluss, die Energiewende massiv voranzutreiben und sich von fossilen Energien unabhängig zu machen, wollen andere zu längst überwunden geglaubten Zuständen zurückkehren. Zu diesen Vorschlägen gehören Import von Frackinggas, Bau von LNG-Terminals (schwimmend oder an Land), längere Laufzeiten von Kohle- und Atomkraftwerken, Gasförderung im geschützten Wattenmeer und anderes mehr.
Auch der Austausch von Diktatoren – die Ölscheichs statt Putin – als Vertragspartner für Energielieferungen gehört zu diesem Repertoire. Und die neue Wunderdroge der Energiewende – Wasserstoff – soll künftig in riesigem Umfang importiert werden – meist aus ärmeren Ländern mit wenig demokratischen Strukturen.
Die Dinge sind deutlich in Bewegung geraten und Maßstäbe und Erwartungen an die Politik ebenso. Was bedeutet es unter diesen Verhältnissen, wenn von Energieversorgungssicherheit gesprochen wird? Energetisch, technisch, demokratisch ? Welche Konsequenzen folgen aus dem Ziel, Energieversorgungssicherheit auf nationaler wie europäischer erreichen zu wollen? Bieten uns Offshorewind und dutzende Stromtrassen Sicherheit oder liegt die Lösung mehr auf der dezentralen, regionalen Ebene? Kann Bürgerenergie sicherer sein als die der Konzerne? Was kann, was muss getan bzw. unterlassen werden, um eine Energiepolitik zu realisieren, die gleichzeitig auch die klimapolitischen Ziele nicht außer Acht lässt? In welchem Zeitraum ist was zu realisieren, wie sehen also die kurz-, mittel- und langfristigen Schritte aus?
Diskussion mit:
Lisa Badum MdB, Bündnis 90/Die Grünen, Obfrau im Ausschuss für Klimaschutz und Energie, Vorsitzende Unterausschuss für internationale Klima- und Energiepolitik, Bamberg - Berlin
Werner Neumann Sprecher des Arbeitskreises Energie, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND), Altenstadt
Jutta Paulus MdEP, Bündnis 90/Die Grünen, Koblenz – Brüssel
Annette Wippermann Referentin Grundsatzfragen, Arbeitsmarktpolitik, Paritätischer Wohlfahrtsverband Hessen, Frankfurt/Main
Moderation:Kristin Langen Freie Journalistin
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