Wider die autoritäre Verlockung
Drei feministische Antworten auf das „postfaktische“ Zeitalter
Die Gegenwartsdiagnose eines „postfaktischen“ Zeitalters hat in den vergangenen Jahren rasant an Verbreitung gewonnen. Sie reagiert auf die unverhohlene Anrufung „alternativer Fakten“ und gezielt platzierter Lügen, deren Unwahrheit teilweise nicht einmal mehr vertuscht werden muss. Der Aufschwung rechtspopulistischer Bewegungen in Europa und der Welt geht nicht zufällig mit einer solchen Entwertung von „wahr“ und „unwahr“ einher. Die damit suggerierte Beliebigkeit erschwert kritische Auseinandersetzungen und demokratische Debatten. Oder radikaler formuliert: solche Konflikte sollen obsolet werden. Der historischen Situierung und der Ausweis der Machtdurchdrungenheit von Wahrheiten, etwa in poststrukturalistischen Theorieangeboten, wird vor diesem Hintergrund nicht selten eine Preisgabe von Wahrheit vorgeworfen, deren verheerende politische Früchte nun zu ernten seien. Wenn nun „Wahrheit“ reklamiert wird, reduzieren viele Positionen die komplizierten Beziehungen zwischen Wissenschaft, Wahrheit, Politik und Hegemonie auf die Forderung nach harten Fakten. Solche Antworten fallen hinter basale wissenschaftstheoretische Einsichten zurück und geben das kritische Potential der Situierung von Wahrheit preis, das besonders von der feministischen Wissenschaftskritik und -forschung ausgelotet wurde. Der Vortrag begibt sich vor dem Hintergrund dieser Gemengelage auf eine Spurensuche nach feministischen Antworten, die der Alternative eines naiven Konstruktivismus und Realismus etwas entgegensetzen.
Vortrags- und Diskussionsreihe: Politik und Wahrheit
Ein wesentliches Merkmal der politischen Strategie von rechtspopulistischen Bewegungen und Regimen ist es, unliebsame Tatbestände zu Lügen oder zu „Fake News“ zu erklären und frei erfundene Zusammenhänge, die der eigenen Position Legitimität verschaffen sollen, zur Wahrheit. Bekannte Beispiele dafür sind etwa, wenn Donald Trump oder die AfD den Klimawandel leugnen oder Migration zur Ursache von Gewalt und Kriminalität erklären. Populistische Bewegungen und Regime sehen insbesondere in den traditionellen Medien wie Presse, Radio und Fernsehen generell einen ihrer wichtigsten Gegner. Dabei fällt auf, dass es gar nicht so sehr darum geht, ob irgendwelche Aussagen wahr oder unwahr sind, sondern vielmehr darum, diese Kategorien insgesamt wertlos zu machen. Als wahr erscheint in dieser Logik, was dem eigenen politischen Kalkül dienlich ist.
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Vortrag und Diskussion mit:
Katharina Hoppe (Frankfurt am Main)
Drei feministische Antworten auf das „postfaktische“ Zeitalter
Abgesagt!