Unsere Gesellschaft ist geprägt
durch die Ausdehnung von Betriebszeiten, die Flexibilisierung von Arbeitszeiten,
zunehmende Individualisierung und die Pluralisierung von Lebensstilen.
Der Trend zur Beschleunigung
und zum Aktivismus rund-um-die-Uhr schlägt sich im Alltag in Form
von Zeitdruck, Zeitnot und Zeitkoordinationsproblemen nieder.
Auf der Tagung sollen die Zusammenhänge zwischen der Veränderung von Zeitstrukturen einerseits und gesellschaftlicher Integration und Partizipation andererseits genauer beleuchtet werden.
Soziales Zusammenleben in
Freundschaftsbezügen, Familie, Kommune und demokratische Prozesse
erfordern Zeit; mehr noch, sie erfordern Zeitüberschneidungen, das
heißt gemeinsame Zeiten. Die Synchronisation und Koordination von
Zeiten wird immer aufwendiger und schwieriger, je mehr Menschen -gezwungenermaßen
oder freiwillig- gegen gesellschaftliche Zeitrhythmen leben. Die Auflösung
kollektiver Zeitmuster wie beispielsweise Tag-Nacht oder Woche-Wochenende
führt zu einem höheren Koordinationsaufwand, der auf den einzelnen,
insbesondere auf Frauen abgewälzt wird.
Erfordern also Flexibilisierung
und Individualisierung als Gegenpol ein Minimum an gemeinsamen, gesellschaftlichen
Zeiten, um gesellschaftliche Integration und Partizipation zu gewährleisten?
Erfordert die zunehmende
Beschleunigung als Gegenpol auch ein bewußtes Entschleunigen?
In einem zweiten Teil der
Tagung steht die Frage nach konkreten Lösungsansätzen für
gestiegene Zeitnöte und Zeitkoordinationsprobleme im Mittelpunkt.
In Italien gibt es schon
seit einiger Zeit eine rege Diskussion über zunehmende Zeitkonflikte
und mögliche Antworten darauf. Ausgelöst durch Debatten und Forderungen
von Frauen aus Frauenbewegung und Gewerkschaften ist auf kommunaler Ebene
inzwischen einiges in Gang gekommen.
Mehr als 30 Städte
haben kommunale Zeitleitpläne entwickelt, die eine bessere Abstimmung
zwischen Zeitengeboten und Zeitnachfragen zum Ziel haben.
Auch in der Bundesrepublik
gibt es inzwischen in einigen Städten Ansätze zu einer kommunalen
Zeitpolitik.
Diese Ansätze sollen
vorgestellt und daraufhin geprüft werden, was sie leisten können
und wo ihre Grenzen sind.
Die
Veranstaltungs-
reihe |
Zeitpolitik
in italienischen Städten - Entstehungs-
geschichte und aktueller Stand (Download) |
Kommunale
Zeitplanung in Deutschland - die Beispiele Hamburg, Bremen und Hannover
(Download) |
Zwischen
Beschleunigungswahn und Zeitverzögerung: Zeitstrukturen und Gesellschaften
(Download) |
Christine Obermair | Prof. Dr. Ulrich Mückenberger | Prof. Dr. Dieter Kramer |